Seealpentagebuch - 5. Tag

Nach dem Erholungs- und Schraubertag in Lanslebourg ging es weiter Richtung Süden. Auch diese vierte Etappe hat es in sich. Immerhin auch 348km lang führte uns die Strecke über gleich drei über 2600m hohe Pässe, darunter auch das große Ziel der Tour, die Cime de la Bonette.
Genau genommen handelt es sich dabei übrigens nicht um einen "richtigen" Paß, sondern um eine Schleife, die direkt am Col de Bonette abzweigt. Egal, der höchste Punkt der Tour war 2802m über dem Meeresspiegel.

Der Weg dorthin führte über den nicht sonderlich hohen, aber landschaftlich sehr schönen Col du Télégraphe, den schroffen Galibier, an dessen Südrampe das Denkmal für den Tour de France Gründer steht sowie über Izoard, Vars und Restefond.

Auf dem Weg zum Bonette hatte unsere Frau am Steuer Karoline erneutes Pech. Nachdem wir erst am Tag zuvor den Ersatzmotor in ihre RS eingebaut hatten, hat Ihre Langfang-Zündung den Geist aufgegeben.
Leider hatten wir keinen Ersatz mehr dabei, nachdem wir schon am ersten Tag bei Oli ein Ersatzteil verbaut hatten und die zweite Ersatzzündung seit dem Vortag in Markus' TM arbeitete. Sie erlebte daher den höchsten Punkt der Tour "nur" im Begleitfahrzeug. Wir hatten daheimgebliebene Veteranenfreunde aber gebeten zwei weitere Zündungen aus fahrbereitet Mopeds herauszuschlachten und per UPS-Express auf den Weg zu schicken zu unserem nächsten Etappenziel mit Pausentag.

Die Abfahrt vom Bonette Richtung Nizza also Mittelmeer ist der allgemeinen Angaben zufolge mit über 70km die längste der Alpen. Allerdings leider nicht sonderlich spektakulär.
Spektakulär wurde es dann, als wir kurz nach St. Saveur sur Tinée links Richtung La Tour abgebogen. Die Straße nach La Tour führt sehr steil bergan, ist sehr schmal und direkt daneben geht es quasi senkrecht ins Tal. Nach La Tour hat sich der Anstieg aber fortgesetzt, die Straße wurde immer schmaler und überall lag (vermutlich in Folge eines Starkregens) Geröll auf dem Weg. Unser Navigator hatte größte Bedenken überhaupt noch auf dem rechten Pfad zu sein. Das vorgrammierte Navi behauptete das zwar, aber der schlechte Zustand des Weges und die durch Abwesendheit glänzenden Schilder sprache eine andere Sprache.
Aber nach endlosen Kilometern Slalom um Geröllbrocken im ersten Gang war das Ziel erreicht. Die Sanctuaire de Notre-Dame des Miracles genauer gesagt das Gästehaus der Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau der Wunder.

Und obwohl wir mit unseren lauten 50gern sicherlich nicht zum Stammklientel des Hauses gehören wurden wir von der Chefin sehr herzlich empfangen und wirklich mit bester Hausmannskost verwöhnt.
Sie hatte uns eine feine hausgemachte Gemüsesuppe zubereitet, danach gab es Pasta Classica, weiße Nudeln mit roter Soße. Sie war sichtlich begeistert von dem großen Appetit, mit dem wir gegessen haben, vielleicht etwas gemischt mit der Sorge, daß es vielleicht doch nicht reicht. Hinterher gab es noch frischen Apfelbrei, dann war das Satt-und-sorglos-Stadium wieder erreicht.

Sorglos stimmt nicht ganz. Karolines Zündung ging ja nicht mehr. Also haben wir nach dem Essen versucht Markus Puch-Ersatzzündung auf die Kreidler zu bauen. Das ganze scheiterte dann an dem fehlenden Polrad, denn die Kurbelwelle der Puch hat einen anderen Konussitz. Es war nicht zu ändern, Karoline hatte noch mindestens einen weiteren Tag im Servicefahrzeug vor sich.

Wir haben uns dann noch etwas mit Bier aus der Klosterbrauerei Weltenburg getröstet und das schöne Abendrot über der Baie des Anges genossen.

Herbergsbewertung: 

Sanctuaire de Notre-Dame des Miracles,
Hôtellerie du Sanctuaire
F-06450 Utelle
 (+++)***

 


DIE Unterkunft der Tour. Beste Lage auf einem Hochplateau mitten im Nirgendwo. Noch über 70km vom Meer entfernt kann man trotzdem Nizza und die Baie des Anges sehen. Klein, nett und sauber wird die kleine Pension der Wallfahrtskirche von einer älteren Dame geführt. Die Preise für Ãœbernachtung und Essen sind überaus günstig und das Abendessen war prima. Alles hausgemacht- lecker und überreichlich. Die Chefin war sichtlich angetan von unserer Begeisterung über die gute Verpflegung. Dazu feines Bier aus den Klosterbrauereien Andechs und Weltenburg.

Obwohl wir sicher nicht zur üblichen Kundschaft von Wallfahrern und Ruhesuchenden gehören wurden wir sehr herzlich empfangen.

Nachdem Frühstück haben wir dann noch eine kleine Führung durch die Wallfahrtskirche erhalten.

Die Etappe - Roadbook-Auszug, Karte, Profil

Modane •St. Michel-de-Maurienne •Col du Télégraphe 1566 •Col du Galibier 2646m •Col du Lautaret 2058m •Briancon •Col d‘Izoard 2360m •Guillestre •Col de Vars 2111m •Jausiers •Col de Restefond 2678m •Cime de la Bonette 2860m •St. Sauveur-sur-Tinée •La Tour •Utelle